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„… my Snare Drum gently weeps“
Von allen Schlaginstrumenten
hat die Snare Drum das gnadenloseste Trommelfell. Es „hört“ jede kleinste Disbalance in der
Technik des Spielers, feinste
Unregelmäßigkeiten und, und,…daher übt jeder Schlagzeuger Zeit seines Lebens im
Idealfall täglich ein bis 2 Stunden an dieser Trommel. (Ich selbst praktiziere
das mittlerweile seit über 50 Jahren). Störfaktor kann bei den technischen
Etüden allein die Sensibilität der Schnarrsaiten sein, die äußerst fein auf
jede sympathisierende Resonanz reagieren. Andererseits können die Snaresaiten
dem Klang einen gewissen „Biss“ verleihen. Da es den Spielern eher um
zähnefletschende Rhythmen geht, wird die Snare Drum meist sehr stark gedämpft,
das Fell abgeklebt und folgende Gleichung scheint zu gelten: je weniger
Empathie desto mehr Aggression.
In meinem Stück nun, einem
Versuch die Snare Drum zu entmilitarisieren , ist das Instrument von allen
Sordini befreit und kann hellhörig auf alle Klänge, die im Raum entstehen,
sympathisierend fein reagieren. Somit spielen die Resonanzen von in der Distanz
gespielten Klängen eine Rolle. Es gibt auch Passagen, in denen Instrumente auf
das Trommelfell gelegt werden und durch
die Resonanz eine Klangerweiterung erfahren. Als Snare Drum Spieler
interessierten mich in dieser Arbeit (außer in der Exposition) spezielle
Schlägeltechniken, um die rhetorischen
und gesanglichen Möglichkeiten des Instruments auszuloten und zu erweitern.
Als sympathisierende
Resonanzen in der Trommel tauchen im Verlauf des Stückes auch die Stimmen von
Hannah Arendt über die „Gleichschaltung“ im Dritten Reich sprechend (zitiert
aus einem Interview mit Günter Gaus),von James Baldwin über den moralischen
Bankrott der Gesellschaft sinnierend,(zitiert aus einem Interview mit Mavis
Nicholson) und von Alfred Cortot
referierend über Schuhmanns Kinderszenen, (zitiert aus einer Masterclass), auf. Das präzis
Gesprochene geht natürlich in den
Resonanzen verloren, aber wann beginnt das Verstehen, das Verstehenwollen?
Meiner Meinung nach in dem Moment der ersten in uns entstehenden Resonanz.
Henri Michaux, eher ein
Erkenntnistheoretiker als Surrealist, beschreibt, was dann passiert, so:“ …
gedanklich schmiege ich mich wie man so sagt, den Umrissen an.
(Matthias Kaul)