fremd, bestimmt ( 2007/08) 6 Vokalisten mit Mundlautsprechern - MATTHIAS KAUL composer / performer

MATTHIAS KAUL
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fremd, bestimmt ( 2007/08) 6  Vokalisten mit Mundlautsprechern



Ausgangspunkt der Komposition sind Texte verschiedener Autoren aus der Prinzhornsammlung, einer Sammlung von Texten und bildnerischen Arbeiten aus psychiatrischen Anstalten. Ich habe mich für Arbeiten von Carl Wenzel, Johann Georg Lupp, Helena Maisch, Hyacinth Freiherr von Wieser, Franz Karl Bühler und August Klett entschieden. Je länger ich mich mit den Texten beschäftigte desto größer wurde mein Unbehagen. Natürlich sind die Arbeiten sehr fein, sehr klug, sehr poetisch, auch sehr bedrückend aber für wen wurden sie gemacht? Wurde nicht schon durch die  Veröffentlichung jeder Diskretionsabstand ignoriert? Kann man die Texte überhaupt nur annäherungsweise verstehen, wenn man die Urheber nicht persönlich kannte, im Alltag Erfahrungen mit ihrem Verständnis von Sprache und Kommunikation gemacht hatte? Natürlich führen diese Fragen zu grundsätzlichen Gedanken über Kommunikation: verstehe ich überhaupt irgendjemanden so wie er verstanden werden möchte. Die Antwort: wahrscheinlich nicht…
Dieser Gedanke machte mir meine Arbeit nicht leichter, dennoch glaube ich  vorsichtig aus den Texten herauslesen zu können, dass es sich oft um Mitteilungen aus einer ungeheuren Einsamkeit heraus geschrieben, handelt. Von dieser Einsamkeit wissen die Autoren sicher mehr als wir. Ich ahne auch die Sehnsucht nach Veränderung, Hoffnung, sowie andererseits die komplette Zerstörtheit aller Zeichen die uns sonst zu einer wie auch immer gearteten Verständigung dienen.
In meinem Stück taucht nun all das auf: die Indiskretion unserer Annäherung, die inneren Stimmen, von denen die Hirne manchmal geradezu überflutet werden, die fremden Stimmen im eigenen Körper, die Einsamkeit, die Schönheit und das Zerstörte, aus dem auch manchmal schon wieder Schönes erwächst. Alles in allem eine Komposition voller Zweifel.  



The point of origin for this composition consists of texts by several authors, taken from the prinzhornsammlung, a collection of written and artistic works from psychiatric institutions. I chose works by Carl Wenzel, Johann Georg Lupp, Helena Maisch, Hyacinth Freiherr von Wieser, Franz Karl Bühler and August Klett. The longer I engaged myself in these texts, the bigger my discomfort grew. Needless to say, the works are very delicate, very wise, very poetic and also very oppressive, but for whom were they written? Hasn’t every discretion been ignored in doing as much as publishing them? Is it even possible to understand the texts at all if one has never known the creators personally, has never had everyday–life experiences with their understanding of language and communication? Evidently, these questions lead to more fundamental thoughts about communication: Does one actually understand anybody the way they want to be understood. The answer: most likely not…
These thoughts did not make my work easier but nevertheless I felt I could carefully read from the texts that they were often messages written out of incredible loneliness. A loneliness that is probably known much better to the authors than it is to us. One can also sense a longing for change, hope, as well as, on the other hand the complete destruction of all signs we normally employ for communication in whatever ways.
In my composition all of this appears: the indiscretion of our approach, the inner voices that sometimes appear to flood the brains, the strange voices in one’s own body, the loneliness, the beauty and the destroyed which sometimes even spawns something beautiful. All in all it is a composition full of doubt.
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