Thomas Muttray- Kraus schrieb über die Version ST. Kohmanns
im Rahmen der Tiroler Festspiele:

"Stefan Kohmanns Soloauftritt mit" Amadeu Antonio Kiowa"
von Matthias Kaul hatte einen viel ernsteren Charakter. Die Hommage an den
von ostdeutschen Rechtsradikalen erschlagenen Vertragsarbeiter Kiowa stellte
sich als ein vielfach verschlüssltes Stück politischer Musik ohne
moralischen Zeigefinger heraus. Kohmann brachte seine Snaredrum mittels
eines aus Abflussrohren gebastelten Didgeridoos zum Schwingen, zitierte
ethnische Musiken aus aller Welt, konterkariert durch gesampelte Schnipsel
aus der vielbeachteten Merz-Rede zum Thema Leitkultur.Verfremden, befremden,
entfremden, vermittelt auf eine hochartistisch-musikalische, filigrane Weise.
Der Lehnbegriff Perkussion bekam hier in seiner Ableitung von "schlagen" und
"erschüttern" einen doppelten Boden - physische Schläge auf einen Menschen
lösten eine menschliche Erschütterung aus, die in Musik umgesetzt wurde,
deren Verwirklichung das "erschütternde" Schlagen auf Instrumnete
voraussetzt.

Über die Uraufführung Kauls schrieb Heike Eickhoff
in den WestfälischenNachrichten:

Die Musik Kauls ist vielschichtig, expressiv, spieltechnisch
gekonnt und manchmal auch politisch. Die Uraufführung des Werkes
"Amadeu Antonio Kiowa" zeigte ihn von einer sehr ernsthaften Seite. Gegenstand
dieser "unfreien Improvisation ist das Schicksal des von Skinheads vor zehn
Jahren ermordeten Angolaners. Eine grosse Rahmentrommel und Metallschalen,
denen mit dem Bogen eindringlich singende Geräusche entlockt werden,
gehörten dazu...

Über die Amadeu Antonio Kiowa Version von Olaf Pyras schrieb das Meller Kreisblatt am 17.11.2001 folgendes:

...oder gibt es einen Grund, sich wieder als Deutscher in Frage stellen zu müssen?

Ja, den gibt es leider! Und der ging ganz direkt aus dem Motiv einer der nächsten Kompositionen hervor, die das Ensemble an diesem Abend vorstellte. Es war das Stück von Matthias Kaul, das von einem konkreten Ereignis unserer Tage handelt: von der Erschlagung eines angolanischen Arbeiters in Eberswalde durch eine etwa 50-köpfige Meute deutscher Jugendlicher. Das verbietet auch einem friedlichen Konzertbesucher in Melle die Erwartung träumerischer Melodien. Kauls "Amadeu Antonio Kiowa" ist ein Protestschrei. Hoch aufgerichtet die Klöppel schwingend zelebrierte ihn Trommler Pyras mitten im Altarraum mit Reihen von Schlägen, die durch Mark und Bein gingen. Sie erinnerten an Tritte genagelter Stiefel - im Gleichschritt marsch! Und bei aufgelegtem Bassstab hörten sie sich an wie dumpfe Schläge gegen einen bereits wehrlosen Körper - eine akustisch fast schmerzhaft zu fühlende Verbindung des Gestrigen mit dem Heutigen.

Doch das war weit entfernt von Selbstvorwurf und Zersetzung. Statt aufzulösen oder sich ins Unverbindliche zu abstrahieren, zog es der Urheber dieses Musikstücks vor, sich auf das konkrete Leben eines konkreten Menschen zu beziehen. Ist das für den heutigen Tonkünstler nicht vielleicht auch der bessere Weg, sich seine politische Vergangenheit bewusst zu machen?

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